Beziehungs-Leben in Zeiten der (Coronavirus)Krise

18 März 2020

Wir durchleben alle gerade sehr turbulente und herausfordernde Zeiten und das auf mehreren Ebenen. Eine Situation, die sehr viel Angst, Ungewissheit und Unsicherheit mit sich bringt und mit der wir wahrscheinlich alle nicht gerechnet haben. Von einem Tag auf den anderen ist unser Leben nicht mehr so wie bisher. Wir sind (hoffentlich!!) alle weitestgehend zu Hause und jeder versucht auf seine ganz eigene Art und Weise einen Umgang damit zu finden.

 

Darüber hinaus stellt diese Krise auch eine besondere An- und Herausforderung für unser Beziehungs-Leben dar. Für viele Menschen ist es schwierig, dass auf einmal alle zuhause sind, manchmal sogar auf engem Raum. Für manche ist es schwierig, auf die persönliche Bewegungsfreiheit, soziale Kontakte, Treffen und Begegnungen zu verzichten. Manche leben alleine und fühlen sich einsam. Egal welche dieser Herausforderungen für uns gerade schwierig ist, ich halte es für sehr wichtig, sich diese überhaupt mal einzugestehen und zu würdigen: ja, es ist eine große Herausforderung!! Und sich dieser bewusst zu stellen (auch wenn es manchmal scheint, dass wir ohnehin keine andere Wahl haben) ist bereits eine große Leistung, die wiederum zu würdigen und anzuerkennen ist.

 

Bei allen unangenehmen Tatsachen und Veränderungen, die diese Krise mit sich bringt, möchte ich allerdings den Blick auf die Chancen und das Positive richten. Denn eines ist aus meiner Erfahrung ganz sicher:  Eine Krise stärkt, in dem sie neue Kräfte und Ressourcen in uns aktiviert und neue kreative Ansätze und Lösungen begünstigt. Eine Krise lässt uns über uns hinauswachsen und auch zusammenwachsen wenn wir es zulassen.  Wir werden gestärkt aus dieser Krise herausgehen wenn wir unseren Blick als Einzelner, als Paar, als Familie, als Freunde, als Unternehmen, … auf das richten, wozu es gerade jetzt gut ist, dass es so ist wie es ist. Und eins ist fix: Es ist jetzt so. Der Coronavirus ist Teil unseres derzeitigen Lebens, ob wir es wollen oder nicht.

 

Ich weiß, das mag jetzt gerade, wo wir noch eher am Anfang stehen, vielleicht nicht so einfach erscheinen. Es erfordert Mut, sich ein Stück von der vielleicht gefühlten Opferrolle (warum muss das gerade jetzt und gerade mir passieren) zu distanzieren und auf das zu konzentrieren, was ich jetzt tun kann, was es jetzt von mir im Rahmen meiner Möglichkeiten braucht. Wichtige Fragen, die uns dabei unterstützen können sind folgende:

 

  • Wie geht es mir mit dieser Situation?
  • Welche Gefühle sind damit verbunden? Was macht mir Sorgen/Ängste? Was gibt mir Zuversicht?
  • Was würde mir jetzt gut tun?
  • Wozu möchte ich mir heute bewusst Zeit nehmen?
  • Wozu soll diese Krise in meinem/unserem Leben gut sein?
  • Was ist das Gute im Schlechten?
  • Was kann daraus werden?  Welche Chancen ergeben sich aus dieser Situation für mich/uns bzw. mein/unser Leben?

 

Wenn wir uns diese Fragen stellen sind wir schon bei einem ersten wichtigen aktiven und bewussten Schritt der Beziehungspflege: wir nehmen Beziehung zu uns selbst auf und kümmern uns um uns. Diese Form der hoffentlich achtsamen, verständnisvollen und fürsorglichen Zuwendung zu uns selbst ist zwar ohnehin immer, vor allem aber auch in schwierigen Situation ganz besonders wichtig und stärkend für uns. Wir pflegen damit die Ebene der Selbstliebe und Selbstfürsorge. Das gibt uns Kraft und Zuversicht im Umgang mit der Situation und ist eine wichtige Grundvoraussetzung dafür, dass wir auch für unsere Liebsten (Partner, Kinder, Eltern, Freunde, …) und Mitmenschen da sein können.

 

Und das bringt mich schon zur nächsten Ebene: die Beziehung zu dir! Diese Krise schenkt uns das wohl wertvollste Gut auf Erden: ZEIT!!

 

Endlich haben wir Zeit, uns um das und diejenigen zu kümmern, das/die uns am wichtigsten/wertvollsten in unserem Leben ist/sind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir alle verlernt haben, Zeit miteinander zu gestalten und zu leben. Dabei liegen die einfachen und aus meiner Sicht wichtigsten Ideen, um Zeit zu gestalten, so nah:

 

  • mit dem Partner ein persönliches Gespräch führen (darüber wie es mir geht/wie es dir geht/wie es uns miteinander geht bzw. was uns gerade bewegt)
  • mit den Kindern spielen
  • mit den Eltern oder Freunden telefonieren
  • miteinander das Immunsystem stärken, in dem wir uns etwas Nahrhaftes, Schmackhaftes gemeinsam kochen und dann miteinander essen, miteinander im Wald spazieren gehen, uns gegenseitig sagen, dass wir uns lieben und brauchen und Mut machen, dass wir das gemeinsam schaffen!!

 

Egal wie wir diese Zeit mit uns bzw. miteinander verbringen, das wichtigste dabei ist, dass wir im Moment präsent sind und uns auf einander einlassen!! So entsteht Verbindung, emotionale Verbindung, das Bindeglied für jede Beziehung, das, was jedem Menschen gut tut, was jeder von uns braucht!!

 

Und natürlich braucht auch diese Zeit Struktur. Auch in dieser Zeit gibt es Alltag. Und wo Beziehungen gelebt werden gibt es auch unterschiedliche Bedürfnisse, Differenzen und Konflikte. Das ist ganz normal. Je besser es uns gelingt zuerst gut die Beziehung zu mir zu pflegen und mir für mich Zeit zu nehmen, um so besser wird auch das Miteinander (auf vielleicht manchmal gefühlt engem Raum) klappen. Und dennoch braucht es auch die Zeit und den Raum für das Miteinander, denn wir sind auch sehr leicht verführbar, uns Fluchtwege aus unseren Beziehungen zu suchen. Diese sind oft in den leicht zugänglichen Ablenkungen des täglichen Lebens zu finden, wie z.B. sich den ganzen Tag mit Arbeit/Beschäftigungen/Erledigungen einzudecken, den ganzen Tag im Online Universum zu versinken und dabei die persönliche Auseinandersetzung zu vernachlässigen bzw. sich nur mehr mit der Informationssuche rund um das Coronavirus zu beschäftigen. Auch in dieser Zeit ist es wichtig, zu vereinbaren wann und wie diese gemeinsame Zeit stattfinden wird, so dass sich jeder darauf einstellen und sich darauf verlassen kann.

 

Als Psychotherapeutin, Paartherapeutin und Coach stehe ich derzeit natürlich jederzeit gerne online oder per Telefon zur Unterstützung in der Entwicklung des persönlichen Umgangs mit den oben genannten Herausforderungen zur Verfügung. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme unter 0660/402 96 47 oder sonja.langer@heartbeatinstitute.at!