Auf der Suche nach Anerkennung

15 Februar 2018

Anerkennung ist ein heiß begehrtes Gut. Es ist eine wichtige Grundvoraussetzung für den Aufbau und die Weiterentwicklung unseres Selbstwerts und ein gutes Substrat für glückliche Beziehungen. Die Suche nach Anerkennung kann zu Höchstleistungen anspornen und Großes möglich machen. Sie kann aber auch ausarten und ziemlich nervig und schwierig für einem selbst und andere werden.

 

Wer möchte nicht gerne beachtet, ernst genommen und geschätzt werden. Als Kinder lernen wir sehr früh, was wir tun müssen, um von unseren nahen Bezugspersonen wahrgenommen zu werden. Leider lernen wir dabei auch sehr schnell, dass die Wahrscheinlichkeit positiv bestätigt zu werden höher ist wenn wir eine Leistung vollbringen, besser noch eine sehr gute Leistung bringen. Oft erkennen wir dabei sehr lange nicht, dass uns auch das Streben nach und Erbringen von Höchstleistungen leider nicht wirklich satt macht.

 

Wir suchen nach Anerkennung in unserer Arbeit. Endlich mal ein Lob vom Chef bekommen. Endlich mal positive Rückmeldung von den Kollegen oder Kunden zu kriegen. Das tut gut. Kurz macht es mich vielleicht stolz und dann ist es auch schon wieder weg.

 

Wir suchen nach Anerkennung in unserer Partnerschaft. Endlich vom Partner / der Partnerin bestätigt zu werden, dass ich gut bin so wie ich bin, dass er / sie das, was ich für ihn / sie tue, wahrnimmt und gut findet und nicht nur an mir herumnörgelt. Endlich hören, dass ich der attraktivste, wertvollste und liebste Mensch in seinem / ihren Leben bin, dass er / sie mich (am besten) bedingungslos liebt. Leider bleibt vor allem in Partnerschaften das Ausdrücken der Wertschätzung oft auf der Strecke (auch wenn dies ein wesentliches Fundament einer gelingenden Beziehung ist).

 

Was also tun wenn ich immer mehr und mehr von diesem nährenden Nektar haben möchte, mich ohnehin schon von meiner für mich besten Seite zeige und dennoch leer bzw. nicht befriedigt ausgehe und mich dabei immer mehr von mir selbst entferne?

 

Das Wort Anerkennung liefert uns eigentlich schon einen Hinweis darauf, was helfen könnte. Es geht ums Erkennen, erkennen wer bzw. wie ich bin. Es geht um mein So-Sein, mein Wesen, meine ganz eigene, besondere Art zu sein und auf Basis dessen mich auch zu verhalten. Und es geht vor allem darum, das Kostbare, meinen „Schatz“ in mir zu erkennen. Dazu braucht es Auseinandersetzung mit mir, um den Wert, den ich manchmal tief verborgen in mir trage, auch zu erkennen und schätzen zu lernen. Mich selbst dadurch in meinem Wesen anzuerkennen.

 

Das heißt allerdings nicht, dass wir ohne Anerkennung von außen leben können. Im Gegenteil, wir brauchen Wertschätzung, Anerkennung, Bestätigung von anderen. Wir brauchen Rückmeldung darüber wie das – wie wir sind und was wir tun – bei anderen ankommt. Dieser Außenpol ist die Grundlage dafür, dass wir uns selbst überhaupt wahrnehmen, achten, ernst nehmen und wertschätzen können. Wenn wir das in unserer Kindheit nicht gelernt haben, dann braucht es eben das Nachlernen und Nachreifen, die Auseinandersetzung als Erwachsener.

 

Ohne den inneren, den eigenen Anteil der Wertschätzung bzw. Anerkennung bleiben wir allerdings hohl, d.h. alles, was von außen kommt, fällt durch, macht uns nicht satt. Im schlimmsten Fall werden wir unersättlich im Gesehen und Geschätzt werden wollen. Wir werden abhängig vom Urteil anderer und leicht verletzlich und kränkbar. Für unsere Partner und Mitmenschen werden wir zum Teil manchmal sogar unerträglich, weil sie dieses tiefe Loch nicht füllen können. Wenn ich mich selbst nicht anerkenne, dann wird es auch niemand anderer tun. Selbst wenn es jemand tut, werden wir es uns ev. nicht mal bewusst wahrnehmen.

 

Das Schöne ist, dass wir Wertschätzung und Anerkennung in jedem Moment unseres Lebens üben können. Wir können uns jeden Tag bewusst machen, was wir heute als besonders schön und gut an dem, wie wir waren und was wir getan haben, wahrgenommen haben, was wir an uns geschätzt haben. In welchen Situationen wir uns selbst und unsere Grenzen wahrgenommen und geachtet haben, in welchen Momenten wir uns selbst ernst genommen haben, in dem wir uns erlaubt haben, ganz authentisch zu sein und so mit uns in Beziehung geblieben sind. In welchen Situationen wir stolz sagen können, das habe ich aus der tiefe meines Herzens wirklich gut gemacht.

 

Und dann wird es ruhig in uns, wir fühlen uns erfüllt. Wir können die echte Anerkennung von anderen nicht nur wahrnehmen sondern auch annehmen und uns daran erfreuen.