So nah und doch so fern

30 Juni 2016

Wer kennt nicht den schönen Moment, sich ganz und vollkommen verbunden in Beziehungen zu fühlen. Vor allem im Zauber des Anfangs einer Partnerschaft fühlen sich Paare beflügelt und leicht. Endlich habe ich meine bessere Hälfte gefunden, ist ein Satz, den ich immer wieder höre. Wir ergänzen uns prächtig, endlich fühle ich mich angekommen, ich kann nicht mehr ohne dich sein.

 

Es gibt kein Leben ohne Beziehungen und es ist ein großes Geschenk wenn ich einen Partner finde, der in schönen und in schwierigen Zeiten an meiner Seite ist, mit dem ich über alles reden kann und der mich versteht.

 

Die 33jährige Sara war nach einer langjährigen Beziehung 3 Jahre lang Single und immer wieder unzufrieden mit ihrer Lebenssituation. Obwohl sie einen spannenden Job und viele Freunde hatte, mit denen sie etwas unternehmen konnte, fühlte sie sich immer wieder sehr einsam. Endlich lernte sie ihren Lebenspartner Max kennen. Alles schien perfekt. Auf einmal fühlte sie sich wieder erfüllt und das Leben machte wieder Sinn. Sie verbrachten fast ausschließlich Zeit miteinander, teilten alles und hatten auch kein Bedürfnis etwas ohne dem Partner zu unternehmen. Nach einiger Zeit kam es allerdings immer wieder zu Konflikten, da Max auf einmal wieder alleine mit seinen Freunden weggehen wollte. Sara fühlte sich vor dem Kopf gestoßen und verstand die Welt nicht mehr. Die Unzufriedenheit und Gefühle der Einsamkeit kamen zurück. Sie zweifelte an Max Liebe. Auch wenn sie mit ihren Freunden unterwegs war, konnte sie sich kaum amüsieren. Sie fühlte sich getrennt und konnte sich nur in Max Gegenwart wohl fühlen. Sie klammerte an ihm und der Beziehung. Max wurde dieser Zustand zu eng und er suchte mehr Distanz, was die Beziehungsdynamik noch verschärfte und nach einigen Monaten leider in einer Trennung endete, weil es beiden unmöglich war, die Bedürfnisse und die des Partners zu erkennen, zu verstehen und auszudrücken. Viele Vorwürfe und Verletzungen überlagerten mit der Zeit ihre Liebe zueinander.

 

Dieses Beispiel zeigt eine normale Nähe-Distanz Dynamik in Partnerschaften. In einer reifen Partnerschaft können beide Partner einander sowohl Nähe als auch Distanz geben. Sehr häufig ist das Bedürfnis nach Nähe allerdings sehr unterschiedlich. Ein Partner braucht bzw. wünscht sich scheinbar mehr Nähe, der andere braucht mehr Distanz. Im Grunde haben beide das selbe Thema, das Gegenüber lebt allerdings immer den Gegenpol dessen, was ich mir vielleicht nicht ausreichend eingestehe und lebe.

 

Sobald ich meine Bedürfnisse und die Nähe-Distanz-Dynamik erkenne, ist meist schon ein erster Schritt getan. Das heißt noch nicht, dass dadurch das Problem gelöst ist. Es ist eine Chance daran zu arbeiten, in dem ich den Dialog suche und versuche meine Bedürfnisse und Bedürftigkeiten (v.a. der inneren Kinder aus früheren Jahren und Verletzungen aus früheren Beziehungen) dem Partner gegenüber auszudrücken. Andererseits die Bedürfnisse, Bedürftigkeiten und Muster meines Partners versuche zu verstehen.

 

Der Umgang mit Nähe-Distanz-Dynamiken zu finden, um den Autonomie und Bindungspol in der Partnerschaft leben zu können, ist ein häufiges Thema in der Paartherapie. Wenn ich meinem Partner im Dialog begegne und seine tief liegenden Bedürfnisse, Wünsche aber auch seine Verletzbarkeit sehe, verstehe ich schwierige Alltagssituationen besser und die Dynamik wird mit der Zeit schwächer. Verständnis und Gefühle der Verbundenheit und Liebe kehren zurück.

 

Finden Sie sich nicht mit einer unglücklichen Beziehungssituation ab. Wagen Sie den ersten Schritt und kontaktieren Sie mich für ein Erstgespräch.

 

HERZlichst, Sonja Langer